Junge spielt Tischtennis im Sommer

Glück ist eine Entscheidung

Junge spielt Tischtennis im Sommer

Ich gebe viele Seminare, Vorträge und Einzelcoachings und wenn ich bei diesen Gelegenheiten den Satz „Glück ist eine Entscheidung“ anbringe, stoße ich oft auf sehr unterschiedliche Reaktionen. Einige Teilnehmer nicken mir aufmerksam zu, in anderen Gesichtern sehe ich sofort Widerstand aufblitzen. Ich weiß, was dann kommt: „Aber Frau Guevenc, Arbeit, Kinder und Alltag sind anstrengend und darüber kann ich kaum selbst entscheiden.“

Das stimmt! Vieles in unserem Leben folgt festen Strukturen und nicht alles davon ist pure Freude. Trotzdem scheinen manche Menschen immer glücklich zu sein. Warum? Ich verrate es euch: Ob jemand glücklich ist, oder nicht, ist keine Frage der Umstände. Denn Glück und glücklich sein, entsteht nicht automatisch, sondern beruht auf den Entscheidungen, die ihr jeden Tag aufs Neue trefft.

 

Vorhang auf für die Glücksfabrik

Nehmen wir als Beispiel Tim. Tim spielt gerne Tischtennis besser gesagt, er liebt Tischtennis. An seiner Schule steht eine Tischtennisplatte, an der die Kinder spielen dürfen. Was für ein Glück! Wären da nicht vier Jungs, die jede Pause an eben diesem Ort verbringen. Sie sind dafür bekannt nicht besonders zimperlich mit anderen umzugehen. Und da die Schule selbst keine Regeln für die Benutzung vorgibt, sind es immer diese vier Kinder, die sich mit ihrem schlechten Benehmen den Platz an der Platte sichern.

Doch Tim lässt sich nicht einschüchtern und denkt sich: „Diese Tischtennisplatte gehört der Schule und jeder darf dort spielen. Also gehe ich einfach auch hin.“ Jede Pause packt Tim seinen Tischtennisschläger und versucht mitzuspielen. An manchen Tagen klappt das, oft jedoch, wird Tim geärgert. Die vier Jungs haben Freude daran, Tim aufzuziehen, ihn zu beschimpfen und im Laufe der Zeit wird es immer schlimmer. Tim ist verzweifelt.

Glück braucht Raum ohne Störfaktoren

Raus aus der Komfortzone

So darf es nicht bleiben, und darum bucht Tims Mutter für ihn ein Einzel-Coaching für Selbstbehauptung. Hier soll Tim eine Strategie entwickeln, wie er zukünftig mit den Mobbern umgehen wird.

Der Coach erkennt schnell, dass Tim nicht nur unglücklich, sondern auch überfordert ist, und rät deshalb dazu, erst einmal Abstand zu der Situation zu gewinnen. Für eine Woche soll Tim jetzt versuchen, in der Pause etwas anderes zu machen. 

Der Junge beherzigt den Ratschlag und tauscht den Tischtennisschläger gegen seine Lieblingscomics. Der Plan geht auf. Tim kommt zur Ruhe. Er kann sich entspannen, er hat Spaß, schaut sich mit anderen Kindern zusammen die Comics an und knüpft neue Freundschaften.

In der nächsten Sitzung bespricht der Coach mit ihm die Lage. Grundsätzlich geht es Tim nun besser. Er hat wieder Freunde, er wird nicht mehr gemobbt und er hat Spaß in der Pause. Aber glücklich ist er nicht, denn eigentlich will er immer noch Tischtennis spielen. Nach einigen Überlegungen und Gesprächen mit seiner Mutter entscheidet Tim, dass ein Verein ihm die Chance gibt, regelmäßig zu spielen.

Hier kann Tim zwar nicht mehr täglich spielen, dafür lernt er es aber unter Anleitung richtig. Er wird immer besser, spielt jetzt sogar Turniere, bekommt viel Anerkennung für seine Leistung und endlich ist er auch glücklich.

Glück ist eine Entscheidung, die Frage ist nur welche

Tims Geschichte zeigt uns, dass äußere Umstände allein nicht bestimmen, wie glücklich wir sind. Vielmehr entsteht Glück aus unseren eigenen Entscheidungen, aus dem, was wir wirklich wollen und wie wir damit umgehen.

Tims Welt war nach der Entscheidung der Tischtennisplatte den Rücken zu kehren grundsätzlich in Ordnung. Er tat Dinge, die er mag, und erfuhr soziale Anerkennung, es ging ihm gut.

Aber Glück hängt eben nur zum Teil davon ab wie gut es uns geht, sondern vor allem davon, ob wir unsere eigenen Wünsche verwirklichen.
Glück erfordert Handeln

Menschen können viel Geld haben, erfolgreich sein, Ruhm und Anerkennung erfahren und trotzdem unglücklich sind. Andere dagegen leben ein ganz normales Leben und bezeichnen sich als glücklich.

Tim hat diesen Kampf an der Platte nicht geführt, um Freunde zu finden, sondern weil er das Bedürfnis hatte, den Sport auszuüben. Deswegen macht ihn der Umstand, dass er jetzt nicht mehr gemobbt wird auch nicht nachhaltig glücklich.

„Wir müssen unterscheiden zwischen Handeln, das unser Wohlbefinden steigert, und Handeln, das ein Bedürfnis befriedigt.“

Beides ist wichtig, um wirklich glücklich zu sein. Im Fall von Tim hat der Junge zwar zunächst seine Lage verbessert, aber das befriedigte sein Bedürfnis nach Sport nicht. Es war noch nicht die richtige Entscheidung, die, die ihn wirklich glücklich macht.

Anleitung zum Glücklichsein

1. Erkenne, was du wirklich willst

Überlege dir bewusst, welche Wünsche, Bedürfnisse und Ziele dir wirklich am Herzen liegen – nicht die, die andere von dir erwarten. Tims Bedürfnis war klar: Tischtennis spielen.

2. Trenne äußere Umstände von innerem Glück

Prüfe, welche Dinge du nicht ändern kannst (z. B. Arbeit, Alltagspflichten) und akzeptiere sie. Dein Glück hängt nicht von diesen äußeren Faktoren ab, sondern davon, wie du mit ihnen umgehst.

3. Handle aktiv, um deine Bedürfnisse zu erfüllen

Glück entsteht nicht von selbst. Überlege dir, welche konkreten Schritte dich deinem Wunsch näherbringen. Für Tim war die zentrale Entscheidung, aktiv den Umstand zu verlassen, der ihn unglücklich macht und stattdessen eine andere Möglichkeit zu suchen den Sport auszuüben.

4. Reflektiere deine Entscheidungen regelmäßig

Überlege, ob das, was du tust, wirklich dein Bedürfnis befriedigt oder nur dein Wohlbefinden kurzfristig steigert. Passe deine Entscheidungen an, bis sie dich langfristig glücklich machen.

5. Sei mutig und übernimm Verantwortung

Glück ist eine Entscheidung, die du selbst treffen musst. Das erfordert Mut, Geduld und manchmal das Verlassen von Komfortzonen, so wie Tim es tat.

6. Genieße den Weg, nicht nur das Ziel

Glück entsteht im Tun, in den kleinen Momenten und in der Umsetzung deiner Entscheidungen, nicht nur, wenn alles perfekt ist.